MODERAT! Team WWU "lernt" Hasskommentar-Moderation
Während viele Forschungsprojekte auf einen nachgelagerten Theorie-Praxis-Transfer ausgelegt sind, beschäftigt sich MODERAT! mit einem akuten Problem der Medien-Praxis um theoretisch fundierte, praktisch anwendbare Lösungen zu finden. Entsprechend wichtig ist für uns der Kontakt mit Praktikern aus dem Community Management und den Regulierungsstellen, um Anforderungen für zu entwickelnde Lösungen abzuleiten. Vor diesem Hintergrund waren wir sehr dankbar für die Möglichkeit am Workshop „Hasskommentare moderieren lernen“ [1] der Landesanstalt für Medien NRW teilnehmen zu können.
Im Rahmen des Workshops erläuterte Stanley Witte den Teilnehmern, größtenteils Redakteure oder Community Manager diverser Zeitungen und anderer Medienhäuser, zunächst grundlegende Hintergründe zu den Dynamiken des Online-Diskurses, sowie bekannte Definitionen von Community Management und Hate Speech. Insbesondere das Thema Hate Speech wurde im Anschluss tiefergehend diskutiert: Neben verschiedenen Mustern (bspw. Stereotype, Aber-Rhetoriken, …) und Dimensionen (bspw. Sexismus, Rassismus, …) wurde auch intensiv über die Auswirkung entsprechender Diskurse gesprochen. Im zweiten Teil des Workshops wurde dann der insbesondere für die Community Manager relevante rechtliche Aspekt von Hasskommentaren erörtert. Neben verschiedenen einschlägigen Gesetzen wie bspw. § 130 StGB (Volksverhetzung) und dem NetzDG (Netzwerkdurchsuchungsgesetz) wurden auch diverse Urteile zu tatsächlich justiziablen Kommentaren gezeigt. Abschließend wurden Strategien erörtert, wie Online-Communities und Kommentarsektionen hassfrei moderiert werden können. Die besprochenen Ansätze reichten hierbei von eher strategisch ausgelegten Maßnahmen (Netiquetten, Social Media Guidelines, …) bis zu konkreten Handlungsempfehlungen wie dem Zeigen von Verständnis, Ironie und Humor und dem Vermitteln zwischen verschiedenen Meinungen.
Zwischen den verschiedenen Workshop-Abschnitten gab es hinreichend Zeit für den Austausch zwischen den Teilnehmern. Hierbei wurde immer wieder deutlich, dass Hassrede für Verlage und Communities jeder Größe nach wie vor ein Problem darstellt. Neben dem allgemeinen Problem der Hassrede im Web kam auch immer wieder zur Sprache, dass selbst größere Medienhäuser oftmals kaum das notwendige Personal für eine ordnungsgemäße Moderation bereitstellen können. Entsprechend war auch das Interesse an einer (teil-)automatisierten Unterstützung groß – jedoch immer mit der Anmerkung, dass bisher ein gut funktionierendes, vollumfängliches System noch fehlen würde.
Wir freuen uns auch weiterhin auf einen regen Austausch mit der Landesanstalt für Medien NRW, aber natürlich auch allen weiteren interessierten Redaktionen, Medienanstalten und Behörden.